Hier erfahren Sie alles Wissenswerte über unsere Arbeit in Peru, wo wir

eine Filz- und Färbewerkstatt aufgebaut haben.     

Wenn Sie mehr Infos haben möchten, kontaktieren Sie uns,

wir haben auch eine DVD über das ganze Projekt! 


Wollverarbeitung in den peruanischen Hoch-Anden

Vor 15 Jahren startete die peruanische Organisation Inti-Raymi zusammen mit der GLS-Bank ein ehrgeiziges Projekt. Um den Alpakabauern ein besseres Einkommen zu sichern und die Abhängigkeit von den großen Monopolen zu durchbrechen wurde in dem kleinen Ort Tinki (westlich von Cusco) eine Solarwäscherei für Alpakawolle errichtet. Wir haben das Projekt finanziell unterstützt, immer auch mit dem Gedanken im Kopf, einmal vor Ort zusehen, wie und wo die Spenden Hilfe leisten. Vor 6Jahren war es dann soweit: wir machten uns auf den Weg nach Tinki, nicht ahnend was diese Reise für weitreichende Konsequenzen für uns, die Indios und die gesamte Region haben würde.


Der Besuch begann mit einem Kulturschock in Lima, es folgte ein einwöchiger Färbekurs für Peruaner in Ayacucho, und dann erreichten wir nach etlichen Abenteuern die Solarwäscherei in Tinki. Und in dieser wirklich atemberaubenden Landschaft stellten wir fest, dass genau diese Schönheit einem leicht den Blick fürs wesentliche verklärt: die Armut der Indios, den Hunger, die Abhängigkeit und die grenzenlose Perspektivlosigkeit.



Um all diesen Faktoren entgegenzuwirken wurde die Solarwäscherei noch um eine überschaubare Klein-technologie erweitert: mit kleinen Spinnmaschinen können die Frauen nun mehr Wolle spinnen und einen gleich-mäßigeren Faden herstellen. Um aber nachhaltig und langfristig die wirklich wichtige Arbeit für die Menschen
zu sichern, war uns schnell klar, dass dies nur mit einem durchdachten Konzept machbar ist.

Und so kehrte sich unsere aus Neugierde und Interesse durchgeführte Reise um in eine große Verantwortung für viele Indios, verbunden mit viel Arbeit, Stress und Krankheit, aber auch mit Lachen, Freude und dem Zusammenleben mit Menschen aus einer völlig anderen Kultur.

Die Pflanzenfärberei

Um eine komplette Wollverarbeitung zu installieren, begannen wir als erstes mit der Einrichtung einer Pflanzenfärberei. Das alte Färberwissen in Peru ist fast vollständig in Vergessenheit geraten, Anilinfarben beherrschen das Bild der Anden. Wir richteten eine kleine Färberei ein, mit Edelstahlkessel, Gasöfen und den notwendigem Zubehör, lehrten den Indios wieder den Gebrauch von Pflanzen und Chochenille und führten sie so wieder zurück zu ihren alten Traditionen und Wurzeln. Denn die Indios finden ihre Identität in den Farben.

     

Und so entsteht inzwischen in der von Geistern belebten Bergwelt der Anden wieder eine pflanzengefärbte Alpakawolle in einer traumhaften Schönheit, welche dann von den Strickerinnen zu Mützen, Schals etc. weiter verarbeitet wird.

Die Filzwerkstatt

Während unserer Arbeit in Tinki kamen immer Menschen von den Bergen und fragten nach Beschäftigung. Und um noch mehr Indios eine einigermaßen soziale Absicherung zu gewährleisten, haben wir lange überlegt um dann festzustellen, dass es doch ganz einfach ist: das verarbeiten der Wolle zu Filz. Diese Technik war den Indio-Frauen völlig fremd. Ihr Erstaunen bei der ersten Demonstration des Filzens war riesig, aber begeistert durchschauten sie sofort, dass damit warme Kleider, Hausschuhe und vor allem Schlafunterlagen für ihre Kinder hergestellt werden können. Und dies war die Geburtsstunde der ersten Filzwerkstatt in den Anden.


   

Wir organisierten für die Einrichtung der Werkstatt alles Notwendige wie Tische, Scheren, Eimer etc. und dann lehrten wir den Frauen das handwerkliche Können des Filzens. So lernten sie Taschen und Schuhe aus pflanzengefärbter Alpakawolle herzustellen. Inzwischen wurden von den Frauen fertige Modelle einer ansprechenden Kollektion erarbeitet, welche auch auf der Frankfurter Messe zu sehen und zu bestellen sind.

In Tinki wird nun eine gesamte Wollverarbeitung von der Schur bis zum fertigen Endprodukt geleistet. Das heißt konkret, die Wolle wird dort geschoren, gewaschen, gefärbt, kardiert, gesponnen, gefilzt und verstrickt. Dies sichert vielen Menschen ihre Lebensgrundlage und die sinnvolle und sozialverträgliche Verarbeitung ihrer Alpakawolle gibt den Indios wieder Identität und ein Stück Selbstverwirklichung zurück. 

Perspektiven

Unsere angeborene westliche Ungeduld ließen uns immer wieder an den für uns kleinen Fortschritten des Projekts zweifeln – bis uns die Arbeiter über die weiteren Auswirkungen unserer Anwesenheit in Tinki aufklärten: Immer mehr Indios reisten Stunden oder Tagelang aus den gesamten Anden nach Tinki an, um sich über die Arbeit dort zu informieren und auf der Suche nach neuen Perspektiven. Sie fragten nach Arbeit, nach der Wäscherei, der Färberei, der Filzwerkstatt und wie das ganze Projekt funktioniert. Wie ein Lauffeuer hatte sich unsere Arbeit in den Anden ausgebreitet und bei den Menschen wohl wieder Mut und Hoffnung geweckt. Es entstehen inzwischen neue Kooperativen, Bewegungen und die Indios beginnen wieder ihre Wolle mit Pflanzen zu färben. Und die Arbeit des Filzens entwickelt sich zu einem festen Bestandteil der Verarbeitung von Alpakawolle in den Anden. 

     


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